Studie: Anti-Phishing-Toolbars bieten kaum Schutz

Toolbars für Internetbrowser sollen eigentlich die betrügerischen Phishing-Webseiten erkennen und die Nutzer warnen. Tatsächlich erkennt aber nur ein knappes Drittel dieser Programme die Gefahr. Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie, die Studenten der Ruhr-Universität unter fachlicher Anleitung der Arbeitsgruppe Identitätsschutz im Internet (a-i3) erstellt haben.

Die Studenten fanden zudem heraus, dass einige Programme nicht nur ungeeignet sind, Phishing-Seiten zu erkennen, sondern den gegenteiligen Effekt ermöglichen könnten: Sie lassen sich als Phishing-Werkzeuge missbrauchen und können sensible Daten wie PIN oder TAN ausspähen, ohne dass die Nutzer es merken.

23 Programme getestet

So genannte Toolbars werden damit beworben, dass die Nutzer sich gegen Phishing-Angriffe schützen können. Der Markt an Programmen ist entsprechend groß, wobei sich insbesondere die Anti-Phishing-Toolbars als Erweiterung des Webbrowsers etabliert haben. Studenten der Ruhr-Universität aus dem Studiengang IT-Sicherheit haben 23 aktuelle und im Internet kostenlos erhältliche Programme untersucht. Ziel war herauszufinden, mit welcher Zuverlässigkeit die Programme Phishing-Seiten erkennen. Getestet haben die Studenten dies mit 16 aktuellen Phishing-Seiten und 5 echten Webseiten.

Surfverhalten protokolliert

Das erschreckende Ergebnis: Die Programme erkennen im Durchschnitt nur 31 Prozent der Phishing-Seiten. Auch die echten Webseiten der Banken wurden nur zu 69 Prozent als solche identifiziert. Viel kritischer sind jedoch die Zusatzfunktionen, die dabei gefunden wurden. So protokollieren einige Toolbars das Surfverhalten, wie es sonst von Spyware bekannt ist. Teilweise ist die Kommunikation verschlüsselt, so dass der Nutzer nicht einmal überprüfen kann, welche Informationen gesendet werden.

"Twofold Phishing" als neue Gefahr

Einige Programme sind nicht nur ungeeignet, Phishing-Seiten erkennen, sondern sie lassen sich sogar hervorragend als Werkzeug der Phisher einsetzen. Solche Angriffe werden als „Twofold Phishing“ bezeichnet. Hier wird dem Nutzer suggeriert, eine vertrauenswürdige Software zu installieren, die ihn vor Phishing schützen soll, aber das Gegenteilige macht: Sie spioniert seine sensiblen Daten aus. Ein Horrorszenario für die Zukunft ergibt sich aus dieser Erkenntnis: Denkbar wäre, dass eine Anti-Phishing-Toolbar von Phishern selbst programmiert wird, um unbemerkt an Daten wie PIN und TAN zu gelangen.

Arbeitsgruppe Identitätsschutz im Internet e.V.

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