4.800 Euro Schaden – möglicherweise Phishing mit Trojaner

Ein Ehepaar aus Sankt Augustin ist vermutlich Opfer eines Trojaner-Angriffs geworden. Dritte haben eine Online-Überweisung über einen Betrag von 4.800 Euro unter Verwendung von PIN und TAN der Eheleute vorgenommen. Die Polizei hat auf dem Laptop der Opfer mehrere Schadprogramme gefunden. Die Volksbank Bonn/Rhein-Sieg weigert sich nun, die 4.800 Euro zu erstatten. 

Trojaner auf dem Laptop machen Petra und Günter Klippel für die unberechtigte Überweisung von ihrem Konto verantwortlich.Sankt Augustin. Als Günter Klippel nach einem Urlaub Anfang April einen Blick auf seine Kontoauszüge warf, wollte der Schreinermeister aus Sankt Augustin seinen Augen nicht trauen: Am 7. März waren 4 800 Euro von seinem Geschäftskonto bei der Volksbank Bonn/Rhein-Sieg abgebucht worden. Das Geld wurde einer "Helga Z." aus Fuldatal gut geschrieben.

Weder der Betrag, noch der Name sagte Klippel etwas. Der Unternehmer sah sich als Opfer eines Internet-Betruges namens "Phishing", von dem immer mehr Banken betroffen sind. Klippel erstattete Anzeige bei der Kripo, die verdächtige "Trojaner" auf seinem Notebook fand. Doch die Volksbank will die 4 800 Euro nicht erstatten: Die Bank geht davon aus, dass die Überweisung von Klippel selbst getätigt wurde.

Mit Günter Klippels Notebook hat alles angefangen. An dem laut Besitzer "Viren geschützten Gerät" hat er bislang seine Bankgeschäfte abgewickelt. Und dabei, so glaubt er, muss er sich einen Trojaner eingefangen haben. Nachdem Klippel am 5. April Anzeige erstattet hatte, untersuchte die Kripo das Notebook. Dabei konnte aber jene IP-Adresse, die die Überweisung veranlasst hatte, nicht mehr gefunden werden. Wohl aber hielt der Kripo-Bericht fest: "Auf dem PC wurden verschiedene Trojaner festgestellt, die zumindest das Nachladen und Fernsteuern des kompromittierten Rechners ermöglichen."

Die Kripo reichte den Fall an die Kollegen in Fuldatal weiter, "wo weitere derartige Verfahren" gegen die tatverdächtige Frau anhängig seien.

Auch Frank W. Felzmann vom Bundesamt für die Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in Bonn kann sich prinzipiell vorstellen, dass die Abbuchung so wie von dem Schreinermeister geschildert geschehen ist. Die Kripo leitete ihr Ermittlungsergebnis auch der Volksbank zu, die Klippel ebenfalls am 5. April informiert hatte.

Günter Klippel und seine Frau Petra waren sicher, ihr verlorenes Geld von der Volksbank wiederzubekommen. Schließlich habe diese, so Klippels Vorwurf, "ihr Online-Banking nicht hinreichend sicher gemacht vor dem Eindringen von Betrügern und auch nicht genug über Phishing informiert". Was das Ehepaar Klippel fortan richtig auf die Palme brachte: "Die Volksbank zeigte Null Gesprächsbereitschaft, obwohl wir dort seit 15 Jahren Kunden sind."

Erst als sich Günter Klippel am 21. Mai an den Vorstandchef Rudolf Müller wandte, kam Bewegung in die Sache. Nach drei Tagen antwortete die Bank: "Die Überprüfung der Angelegenheit hat ergeben, dass die Überweisung unter Nutzung Ihrer PIN-Nummer sowie unter Einsatz einer Ihnen zugeordneten TAN-Nummer ausgeführt wurde." Daher gehe die Bank davon aus, dass Klippel selbst die Überweisung getätigt habe. Daran ändere die "Kompromittierung ihres Rechners mit verschiedenen Trojanern nichts".

Anders läge der Fall, "sobald unzweifelhaft nachgewiesen wird, dass durch einen dieser Trojaner die Überweisung ausgelöst wurde". Die Banken hätten die Pflicht, "den Kunden für die Gefahren des Online-Banking hinreichend zu sensiblisieren und aufzuklären".

Volksbank-Pressesprecher Wilhelm Wester will den Vorwurf der Untätigkeit nicht stehen lassen: "Wir haben nach Bekanntwerden des Vorfalls sofort alle üblichen Schritte wie einen Überweisungsrückruf getätigt." Auch habe es sehr wohl eine zeitnahe Rückmeldung an Klippel gegeben. Ebenso weist Wester die Vorwürfe bezüglich mangelnder Informationen und ungenügender Sicherheit zurück. Seit Jahren seien Sicherheits-Verfahren in Gebrauch und gebe es umfangreiche Aufklärungshinweise, etwa auf der Homepage der Bank unter www.vobaworld.de.

Damit wollen sich die Geschädigten nicht zufriedengeben: "Das ist eine Risikoverschiebung auf den Kunden", sagen sie und überlegen sich jetzt rechtliche Schritte.

Quelle: www.general-anzeiger-bonn.de

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