Organisiertes Verbrechen: Polizei statt Geldsegen

In Zeiten, in denen es allen schlechter geht, suchen die Menschen nach alternativen Einnahmequellen. Eine davon ist der "Finanzverwalter" Anico24.com. Gegen Provision sollten die Nutzer ihre Konten zur Geldwäsche zur Verfügung stellen. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld fand das überhaupt nicht witzig und schickte den Usern die Herren in grün vorbei.

 

Anico24.com, das ist eine Website, die auf den ersten Blick sehr seriös aussieht. Auf den zweiten Blick allerdings zwingen sich dem Betrachter unrunde Formulierungen und Rechtschreibfehler auf. Angeboten werden "Dienste bei der Arbeit mit den Internet-Auktionen eBay.com und eBay.de", für die die Anico AG "ehrliche, aufgeschlossene, verantwortliche Menschen für die Planstelle des Finanzvertreters" sucht. Details gibt es auf Anfrage.

Finanzvertreter, über den Tisch gezogen

Wer sich für den Job als "Finanzvertreter" bewirbt und genommen wird, kann laut Website mit einer Provision von 7,25 Prozent rechnen. Das ist ein recht ordentlicher Anteil, gerade bei hochwertigen Transaktionen. Dummerweise wird kein Geld aus Ebay-Geschäften überwiesen, sondern Phishing-Geld. Die Staatsanwaltschaft kam dahinter und machte den rund 20 Mitarbeitern nun Feuer unter dem Hintern.

Die arglosen Mitarbeiter werden von Anico als Schutzschilde benutzt. Sie werden zu Phishern, ohne etwas davon zu wissen. Das Geld kommt von geplünderten Kontos auf das Privatkonto des "Mitarbeiters", der seinerseits überweist es weiter an die Hintermänner, die natürlich im Ausland sitzen, abzüglich 7,25 Prozent. Nun sitzen die Mitarbeiter schwer in der Tinte, denn die Banken der Opfer können das Geld zurückfordern, bei Summen von mehreren tausend Euro ist das natürlich extrem unangenehm.

Freude in Osteuropa

Derweil sitzen die Hintermänner im vermutlich osteuropäischen Ausland und erfreuen sich an den widerrechtlich beschafften Summen. Und weil die Überweisung an sie nachweislich vom Kontobesitzer vorgenommen wurde, kann der seine Bank auch nicht dazu nötigen, das Geld zurück zu überweisen. Schließlich handelt es sich bei den Mitarbeitern um keine Phishing-Opfer. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass die Staatsanwaltschaft nicht auch nach den Hintermännern sucht. Die haben es schließlich geschafft, gleich in zwei Instanzen zu betrügen.

Adresse und Telefonnummer auf der Website sind natürlich falsch. Die Telefonnummer gehört zwei Damen im Altenheim, die Adresse auf Sylt existiert nicht. Deshalb verliert sich auch die Spur der Betrüger im Nichts. Eine Analyse der Kontoverbindungen schaffft vielleicht mehr Klarheit. Die Opfer müssen mit Konsequenzen rechnen, "da sie in der Regel aber nichts über die Hintergründe wissen, fehlt der Vorsatz." Das bedeutet, dass die Strafe vergleichsweise gering ausfallen dürfte.

[Quelle: Netzwelt.de]

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