Ein Jahr neuer Personalausweis – die Bilanz

Seit einem Jahr gibt es den neuen elektronischen Personalausweis, mit dem sichere elektronische Identitäten (eID) im Internet abgebildet werden sollen. Vom "nPA" sind inzwischen 8,5 Millionen Exemplare nach Angaben der Bundesdruckerei im Umlauf. Etwa bei einem Drittel dieser Ausweise sind nach Angaben des Bundesinnenministeriums auf Wunsch des Inhabers die eID-Funktionen eingeschaltet – eine Speicherung dieser Information ist untersagt. 600.000 Standard- und Komfort-Lesegeräte konnte Reiner SCT verkaufen, der bislang einzige Lieferant dieser Geräteklassen.

Für Martin Schallbruch, IT-Direktor im Bundesministerium ist die Sache eindeutig. Nach seiner Einschätzung kommt der Ausweis gut an und hat sich nach überwundenen Anfangsschwierigkeiten als "universelles Werkzeug für verlässliche Identifikation im Netz bewährt". Die mit großem Abstand beliebteste Anwendung des nPA ist der Abruf des Punktekontos beim Verkehrszentralregister in Flensburg. Es schickt seine Antwort dem Ausweisinhaber aber klassisch per Post.

Bis Ende 2011 werden voraussichtlich 10 Millionen Ausweise im Einsatz sein und das Vertrauen und die Sicherheit im Internet bestärken, erklärte Schallbruch auf einer "Bilanz-Pressekonferenz" in Berlin. Noch euphorischer drückt sich sein Chef, Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) aus. In einer Pressemitteilung lobte Friedrich den fälschungssichersten Ausweis der Welt: "Er erhöht die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger im Internet. Die Infrastruktur Deutschlands für elektronische Identitäten erfüllt die hohen nationalen und europäischen Anforderungen an Sicherheit und Datenschutz."

Ungetrübt ist die Bilanz nicht. Bürger mit Apple-Rechnern müssen bis Ende des Jahres warten, bis es für sie eine Variante der kostenlosen AusweisApp gibt. Linux-Nutzer können nur solche Desktops nutzen, über deren Taskleiste der aktuelle Status von AusweisApp und Lesegerät sichtbar ist. Es gibt gravierende Probleme mit dem Browser Firefox im Zusammenspiel mit der AusweisApp. Schließlich lässt die mit dem Ausweis mögliche Nutzung einer qualifizierten elektronischen Signatur weiter auf sich warten. Wenn alles klappt, soll sie Ende des ersten Quartals 2012 zur Verfügung stehen, hieß es auf der Bilanz-Konferenz.

Das größte Hindernis ist freilich der Bürger. Zwar spricht der Bitkom in seiner Bilanz davon, dass der Ausweis eine positive Resonanz erfährt, doch die Zahlen der Bitkom-Umfrage nach einem Jahr nPA sind nicht so positiv: 45 Prozent der Bundesbürger stehen der "wichtigsten Karte" positiv gegenüber, 44 Prozent lehnen sie ab und zehn Prozent wissen nicht, was sie von der Technologie halten sollen. Beachtliche 28 Prozent der Befragten haben "Angst vor Datenklau". Die Kampagne gegen die unsicheren Basisleser hat Spuren hinterlassen. Bitkom-Präsident Dieter Kempf forderte darum in der Stellungnahme des Verbandes, dass Politik und Wirtschaft weiter aktiv um Vertrauen für den neuen Personalausweis werben müssten.

Dieses Vertrauen beginnt bei der AusweisApp. Sobald ihr Produzent, die Firma OpenLimit, alle Punkte des Vertrages erfüllt hat, soll diese sehr umfangreiche Software vom Bundesinnenministerium als Open Source freigegeben werden. Dies bestätigte Andreas Reisen, der im Ministerium für den Personalausweis zuständige Referatsleiter gegenüber heise online. So sollen auch Befürchtungen entwertet werden, dass die AusweisApp ein Spähprogramm enthalten können.

Quelle:  heise.de

 

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